Zur Geschichte von Schermen
Als die Elbe noch nicht ihr heutiges Flussbett hatte, sondern in unserer Region in viele kleine Arme aufgeteilt war, bot sich hier ein ausgezeichneter Platz zum Siedeln. Beweise dafür sind im Boden schlummernde Zeugen.
Bei archäologischen Ausgrabungen rund um Schermen freigelegte Funde reichen zurück bis in die Jungsteinzeit, 2400 v.u.Z.
An Hand von Feuerstellen, Tonscherben, Tierknochen, verschiedenen Gräberformen, Urnen und deren Beigaben lässt sich eine Besiedlung bis zum 3./4. Jahrhundert unserer Zeit nachweisen.
Aus dem 6. und 7. Jahrhundert findet man Scherben germanischen und slawischen Ursprungs,die sogenannten Kugelgefäße sind Zeitzeugen des 8. Jahrhunderts.
Im 9. und 10. Jahrhundert formiert sich der Fortgang unserer Geschichte.
Aus dem Buch "Wüstunskunde" des Reischel (1930, der Kreise Jerichow I und II) geht folgendes hervor:
„Als König Otto I. am 1. Oktober 948 das Bistum Brandenburg begründete und
den Umfang des Sprengels festsetzte, überließ er dem Bischof den Zehntel von
allen innerhalb des Sprengels gelegenen Provinzen mit Ausnahme der Civitates
Bidrizi (Biederitz), denn deren Zehnt war bereits dem Moritzkloster (937) in
Magdeburg geschenkt worden.“
In dieser Schenkungsurkunde ist aber der Ort Schermen nicht erwähnt. Die Ursache erklärt sich offenbar aus der vorgenommenen Abgrenzung und Zuordnung der Ortschaften zu den Burgwardeien, wobei Schermen zu Burgwardei Biederitz gehörend festgehalten wird.
Ritter oder Ministeriale des Erzbischofs hatten die Aufgabe, den Zehnt einzutreiben.
So wurde wahrscheinlich auch der 1397 erwähnte Hans von Schermen, denkbar ein Ministerialer des Erzbischofs, von der bereits erstarkten Stadt Burg für diese Aufgabe ernannt.
Es ist möglich, die Namensgebung des Ortes von Hans von Schermen abzuleiten. Offensichtlich ist aber, dass der Ort Schermen eine bedeutend ältere Vorgeschichte hat, als die urkundliche Ersterwähnung im Jahre 1397.
Davon zeugen auch alte Kellergewölbe, der Kirchenbau aus spätromanischer Zeit und zwei Grabsteine mit Ritzzeichnungen von 1316 und 1317.
Noch 1818 war Schermen ein kleiner Ort mit 162 Einwohnern. Er war abgelegen. Die Poststraße Burg – Magdeburg verlief über Detershagen. Erst der Bau der Berliner Chaussee brachte für die Gemeinde einen spürbaren Aufschwung.
Bis 1842 stieg die Einwohnerzahl auf 339. Es gab ein Küster- und Schulhaus mit einem Lehrer. Neben der Kirche gab es 40 Wohnhäuser, eine Wassermühle, eine große Brennerei mit Dampfkessel, eine Ziegelei sowie zwei Krüge.
Eine Besonderheit: der auf dem Kapaunberg stehende Telegraph nebst dem Stationshaus Nr. 12 der preußischen optischen Telegraphenlinie (Berlin – Magdeburg – Koblenz) war die schnellste Nachrichtenübermittlung dieser Zeit. Nachbarstationen waren Ziegelsdorf und Biederitz.
Von 1864 bis 2003 amtierten 20 Dorfschulzen, Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister.
Zu den Natur- und Kulturdenkmälern Lindenallee, 16 Eichen, Grab- und Gedenkstätten von 10 Opfern des Faschismus, Dorfkirche, zwei Grabsteine mit Ritzzeichnungen, gehört auch der 250 Jahre alte Maulbeerbaum. Er wurde in das Wappen der Gemeinde aufgenommen und ist in die – Quedlinburger Wappenrolle – Nr. QWR II/91021 vom 5. Mai 1991 eingetragen.
Heute wohnen ca. 1550 Einwohner in Schermen. Im Dorf gibt es einen Bäckerladen, eine Gastwirtschaft und verschiedene Gewerbebetriebe. Der Kindergarten Schermen-Möser, die Feuerwehr, der Sportverein und die Volkssolidarität sorgen für ein reges kulturelles Angebot.
Dieser Text wurde von der Ortschronistin der Gemeinde Schermen, Dorothea Kose, geschrieben.