Evangelische Kirche Körbelitz
Zur Geschichte der Kirche St. Pancratii
Zu den Wahrzeichen von Körbelitz gehört neben dem Hünengrab die romanische Feldsteinkirche. Dieses imposante Bauwerk wurde wahrscheinlich von Stiftsherren des Prämonstratenser Ordens im 12. Jahrhundert begründet. Das erkennt man an der typischen Bauweise, welche hier aber einige Besonderheiten aufweist. Der von Norbert von Xanten gegründete Orden hatte seinen Hauptsitz im Kloster "Unser Lieben Frauen" in Magdeburg und baute unter anderem auch das Kloster in Jerichow, jenem Ort, der für unseren Landkreis namensgebend ist.
Besonderheiten des Kirchbaus
Eine der angeführten Besonderheiten der Körbelitzer Kirche ist, dass sie größer ist als vergleichbare Kirchen ihrer Art bzw. ihres Alters in der Region (z.B. Lostau). Weshalb das so ist, wird man wohl nicht mehr mit Sicherheit sagen können. Vielleicht war hier ein wichtiger Stützpunkt des Ordens, ein Außenkloster oder ein Handelsplatz, evtl. war hier aber auch eine vorchristliche Kultstätte, der man etwas Großes entgegensetzen wollte. Es ist aber auch möglich, dass man in Körbelitz damals einfach nur mehr Geld zur Verfügung hatte als anderen Ortes. Genaues weiß man nicht und wird man wohl auch nicht mehr heraus finden können.
Eine weitere Besonderheit ist, dass man bei genauer Betrachtung der Kirche zwei Bauphasen bzw. Bautechniken erkennt. Das Schiff, der Chor und die Apsis zeugen von hoher Baukunst, die zum Teil einseitig behauenen Feldsteine sind in ordentlichen, geraden und lotrechten Lagen vermauert. Der Turm (das Westwerk) hingegen weist auf eine laienhafte, bäuerliche Bautechnik hin, die unbehauenen Feldsteine sind in unregelmäßigen Schichten, nicht lotrecht vermauert. Schiff, Chor und Apsis gehören somit wohl zu einer älteren Bauphase, welche von den Baumeistern des Prämonstratenser Ordens ausgeführt wurde. Der Turm hingegen wurde wohl von ortsansässigen Handwerkern oder Bauern errichtet. Dieser "bäuerliche" Baustil mit unregelmäßig geschichteten, unbehauenen Feldsteinen findet sich auch in einigen Wohnhäusern unseres Dorfes wieder, wie z.B. in den Häusern der Fam. Brandt, Kluge und M. Schwenk. Wahrscheinlich stammen diese Gebäude aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Das zeigt, dass der Turm, wie wir ihn heute sehen, viel jünger ist als das Schiff. Man nimmt an, er stammt aus dem 14. Jahrhundert. Jüngste Untersuchungen an der Kirche ergaben, dass das gesamte Bauwerk im Dreißigjährigen Krieg stark beschädigt wurde, der Dachstuhl war zerstört (verbrannt). Also könnte es auch möglich sein, dass in diesem schrecklichen Krieg ein eventuell aus der Zeit der ersten Bauphase stammender Turm zerstört wurde und der heutige Turm erst nach diesem Krieg errichtet wurde, ähnlich wie die vorgenannten Häuser.
Rekonstruktion des Kirchturmes
Um den Turm für Besucher wieder begehbar bzw. "besteigbar" zu machen, wurden im vergangenen Jahr Rekonstruktionsarbeiten an den Holzteilen durchgeführt. Diese Gelegenheit wurde gleichzeitig dazu genutzt, einige dendrochronologische Untersuchungen (Baumringkunde) an den Holzkonstruktionen in der Kirche zur Altersbestimmung vorzunehmen. Wenn man solche Untersuchungen durchführt, hofft man natürlich etwas sehr Altes zu finden. Der erste Anschein ergab, dass sich diese Hoffnung erfüllen sollte, denn der Dachstuhl des Chorraumes zeigt eine sehr alte, für unsere Region untypische Art der Holzverbindung auf, den sogenannten "Alemannischen Verbund", eine Technik, die im südwestdeutschen Raum und den angrenzenden Gebieten der Schweiz und Frankreichs ihre Anwendung fand und so zu den Chorherren des Prämonstratenser Ordens passen würde. Doch stellte sich bei der näheren Untersuchung heraus, dass die Bäume, aus denen man die Balken fertigte, erst im Winter 1648/49 gefällt wurden. Daraus ergibt sich, dass entweder von ansässigen Handwerkern diese Art der Holzverbindungen von noch vorhandenen Holzteilen übernommen wurde oder Glaubensflüchtlinge aus den süddeutschen bzw. französischen Gebieten (Hugenotten), die durch den "Großen Kurfürsten von Brandenburg" in unser Land geholt wurden, an der Reparatur der Kirche nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges beteiligt waren, ähnlich der Pfälzer Kolonie in Magdeburg. Dabei erscheint die zweite Hypothese wahrscheinlicher, obwohl diese sich beim ersten Blick in die Kirchenbücher nicht bestätigt, man findet keine typischen französischen oder süddeutschen Namen.
Neue Projekte
Egal wie sich die Geschichte auch immer abspielte, es zeigt sich, dass zu jeder Zeit von den Körbelitzern viel Mühe aufgebracht wurde um ihre Kirche zu erhalten. Dies gilt bis in unsere Tage und darüber hinaus, denn neue Projekte sind schon in Planung. So wird das noch fehlende Bleiglasfenster im Schiff erneuert, und um das Abendgeläut wieder zu ermöglichen, müssten Arbeiten an den Glocken durchgeführt werden. Aber auch über langfristige Dinge wie den Wiederaufbau der wertvollen Hartmann-Orgel und der Orgelempore wird nachgedacht.
Wie schon erwähnt, war die zuletzt ausgeführte Arbeit die Sanierung des Kirchturmes, um diesen für die Öffentlichkeit wieder sicher begehbar zu machen, damit viele Besucher die wunderbare Aussicht vom Turm genießen können. An klaren Tagen kann man von hier aus den Brocken sehen. Wir würden uns sehr freuen, Sie in unserer Kirche begrüßen zu dürfen, um Ihnen noch mehr Wissenswertes über die Geschichte und kleine Anekdoten zu diesem Bauwerk berichten zu können.