Wandel in der Ortsfeuerwehr Schermen
14.03.2016
<cdl> Es geht wieder voran in der Ortsfeuerwehr Schermen, den Eindruck vermittelte Heiko Mynkowiak, als er den Jahresbericht seiner Wehr verlas. Der bis dato noch amtierende Ortswehrleiter Klaus Friedrichs aber, ließ sich gesundheitsbedingt entschuldigen und umging damit eine Kampfabstimmung um den Posten des Ortswehrleiters.
Dass der Ortswehrleiter sich für eine Jahreshauptversammlung entschuldigen lässt, das gibt es auch nicht alle Tage. Der Grund aber war spätestens nach der Verlesung der Tagesordnung klar. Die Wahl eines neuen Ortswehrleiters stand an und dem bisherigen, jahrelang aktiven, Wehrleiter fehlte die Mehrheit unter seinen Kameradinnen und Kameraden. In der Ortsfeuerwehr Schermen wurde aber versucht Neutralität zu wahren, so übernahm der Bürgermeister der Ortschaft, Marko Simon, der ebenfalls Mitglied der Feuerwehr ist, die Versammlungsleitung.
Jahresbericht der Wehr verlesen
Heiko Mynkowiak war es, der im letzten Jahr alle erforderlichen Lehrgänge am Institut für Brand und Katastrophenschutz Heyrothsberge (IBK) absolviert hatte, um als Ortswehrleiter fungieren zu können. Dazu gehörten die Lehrgänge: Einsatzplanung und Einsatzvorbereitung, Ausbildungslehre und Leiter einer Feuerwehr. Das Mynkowiak, das Zeug dazu hat, zeigte er nun auf der Jahreshauptversammlung seiner Wehr. Routiniert verlas er den eigens verfassten Jahresbericht und sprach von einem einsatzreichen, intensiven und erfolgreichen Ausbildungsjahr. Das allein war eine Überraschung, denn der Ausbildung wurde seit Jahren in Schermen eher wenig Bedeutung beigemessen. Noch im letzten Jahr musste Klaus Friedrichs verkünden, dass es keine Atmenschutzgeräteträger mehr in der Ortsfeuerwehr Schermen gibt. Das scheint sich nun geändert zu haben. Über vier Atmenschutzgeräteträger verfügt die Ortsfeuerwehr nun wieder, wie Mynkowiak berichtete. Dazu kamen ein neuer Jugendbetreuer, ein Truppführer und vier Maschinisten. Erfolgreich wurde von einem aktiven Feuerwehrmitglied auch der Lehrgang Technische Hilfeleistung absolviert. Gemeinsam leisteten die aktiven Feuerwehrangehörigen damit 240 externe Ausbildungsstunden am IBK oder im Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) in Burg, zu denen sich 1454 Stunden in 29 Standortsausbildungen addieren. Beachtlich nannte Mynkowiak diese Leistung der 21 aktiven Feuerwehrmitglieder in der Ortswehr Schermen. Dass auch die Ortswehr Schermen im letzten Jahr einsatztechnisch stark gefordert war belegten die Zahlen zur Einsatzstatistik. Zu sechs Brandeinsätzen, 14 Einsätzen mit technischer Hilfeleistung und vier Sondereinsätzen mussten die Schermener im Jahr 2015 ausrücken. 390 Stunden leistete die Einsatzabteilung hier noch einmal ehrenamtlich. Die Feuerwehr in Schermen ist aber, ähnlich der in Körbelitz, auch Kulturträger im Ort, deshalb konnte Mynkowiak in seinem Bericht auch auf zahlreiche Aktivitäten außerhalb des regulären Feuerwehrdienstes verweisen. Hierzu gehörten vor allem das Einsammeln und Verbrennen der Weihnachtsbäume, die Oster- und Martinsfeuer und ein Tag der offenen Tür. Obwohl die Ortsfeuerwehr in der Ortschaft so präsent ist, fehlen ihr dringend aktive Mitgliedglieder, die sich ehrenamtlich für den Schutz der Bürger*innen und deren Habe einsetzen. Deshalb starteten Jugendfeuerwehr und Einsatzabteilung eine Öffentlichkeitskampagne mit roten Eimern, die darauf abzielte deutlich zu machen, dass ohne Feuerwehr bald wieder Eimerketten gebildet werden müssen, wenn es irgendwo brennt. Der Erfolg zeigte sich durch zwei Neumitglieder unter den Aktiven. Mynkowiak schloss seinen Jahresbericht mit den Worten: Die Mannschaft arbeitete erfolgreich und intensiver. Danke an die Kamerad*innen und ihre Partner.
Wenn es bergauf geht, wie in Schermen, dann wird das auch an entscheidenden Stellen honoriert. Für Schermen war diese Honorierung mit der weiteren Ausstattung der Ortswehr verbunden. Neben neuen Lichtkegeln zur Absicherung, gab es auch neue Handschuhe für alle aktiven Einsatzkräfte, sowie Funktionswesten und ein Einsatzmittel für die technische Hilfeleistung. In diesem Jahr wird zudem ein neues Einsatzfahrzeug und neue persönliche Schutzausrüstung folgen.
Jahresbericht der Jugendfeuerwehr
Für die Jugendwartin Katrin Bock war es ein emotional bewegendes Jahr. Zwei Jahre sind seit der Neugründung der Jugendfeuerwehr Schermen vergangen. Seitdem haben Bock und ihre Floriansjünger viel erlebt. Acht Mädchen und vier Jungen verrichten momentan ihren Jugendfeuerwehrdienst in Schermen. 1402 Dienst,- Ausbildungs- und Jugendarbeitsstunden waren Katrin Bock, Oliver Trümpelmann, Carsten Friedrichs und Bernd Friedrichs für den Feuerwehrnachwuchs da. 381 Stunden leisteten die Jugendmitglieder an technischer Ausbildung, der Rest entfiel auf die reine Jugendarbeit zu der Kinobesuche, Osterfeuer, Fußballturniere, Zeltlager, Umzüge und Wanderungen gehörten. Von ihren Kamerad*innen wünschte sich Bock mehr Unterstützung bei der Ausbildung der Jugendfeuerwehr Schermen. Für sie ist der Weg das Ziel.
Doch für Bock stand noch etwas viel wichtigeres auf dem Zettel. Sie wollte die Gelegenheit nutzen, um sich noch einmal bei ihren Kamerad*innen für eine unvergessliche Hochzeit zu bedanken.
Grußworte des Gemeindebürgermeisters
„Es ist ein Muss und mir eine Pflicht und ein Bedürfnis zugleich, Danke zu sagen für euren Einsatz und euer ehrenamtliches Engagement“, so begann Gemeindebürgermeister Bernd Köppen seine Grußworte. Kurz darauf zeigte er große Freude an der erfolgreichen Jugendarbeit und verwies darauf, dass es unabdinglich und wichtig ist, erkenntlich zu machen, dass die Feuerwehr vor Ort ist und mehr tut als manch einer glaubt. Es muss, so Köppen öffentlich propagiert werden: „Hier stehen Frauen und Männer Tag und Nacht bereit, um das Leben und die Habe anderer zu schützen und zu retten.“ Aus diesem Grunde, so Köppen werde die Feuerwehr auch weiterhin die finanzielle Unterstützung erhalten, die sie benötige, auch wenn das bedeute die Mittel noch weiter aufzustocken. Da die Gemeinde im letzten Jahr die Gemeindefeuerwehr allein mit 600.000 Euro bedacht hat und nun weitere hohe Investitionen in Gerätehäuser und Ersatzneubeschaffungen bei Fahrzeugen warten, musste die Gemeinde reagieren, so Köppen. Im neuen Haushaltskonsolidierungskonzept sei deshalb eine Steigerung der Grundsteuer vorgenommen worden. Ein nicht unerheblicher Anteil dieser Steuer, so Köppen weiter, fließe direkt in den Brandschutz von dem alle etwas haben. Köppen versicherte der Ortsfeuerwehr Schermen aber auch, dass in diesem Jahr das lang ersehnte neue Mannschaftstransportfahrzeug kommen werde. Er wünschte sich von den Schermener Blauröcken für die Zukunft auch weiterhin eine hohe Bereitschaft ehrenamtlich zu helfen.
Grußworte des Ortsbürgermeisters
Marko Simon nannte es wichtig, dass die Feuerwehr vor Ort ist und konnte sogleich verkünden, dass es nun endlich einen Hydranten in der Mitte des Pietzpuhler Weges gibt. Hier bedankte er sich beim Wasserverband für die kurzfristige Realisierung, da bei einem Brandeinsatz im letzten Jahr hier ein Misstand deutlich wurde. Simon bekräftigte, ähnlich wie der Gemeindebürgermeister dies für die Gemeinde tat, dass der Ortschaftsrat Schermen, die Ortsfeuerwehr Schermen und deren Förderverein weiter unterstützten werde.
Grußworte des Gemeindewehrleiters
Es geht wieder bergauf, das sagte Gemeindewehrleiter Dirk Jeitner in Bezug auf die Mitgliederzahlen der Ortsfeuerwehr Schermen. Der aktiven Einsatzabteilung bescheinigte er eine gute Arbeit bei allen Einsätzen im letzten Jahr. Besonders für Heiko Mynkowiak fand Jeitner lobende Worte. „Heiko hat im Jahr 2015 versucht, hier Ordnung herein zu bekommen. Das ist ihm sichtlich gelungen.“ Dennoch appellierte er an die restliche Truppe: „Ihr müsst die Ortsfeuerwehren Möser und Lostau mehr unterstützen“ so Jeitner mit Blick auf 125 Einsätzen für die Gemeindefeuerwehr im vergangen Jahr, die nach seiner Aussage eine starke Steigerung darstellten. Deshalb, meinte Jeitner, müssten die Schermener Blauröcke ihren Mann vor Ort stehen, um die großen Wehren zu entlasten. Die aktive Jugendfeuerwehr hob Jeitner besonders hervor. Er gab aber auch zu bedenken, dass nur zehn Prozent der Jugendfeuerwehrmitglieder auch später tatsächlich in die Einsatzabteilung wechseln. Er dankte der Gemeindejugendwartin Annett Klug und den Jugendwarten vor Ort, für die stete Bereitschaft, sich um den Feuerwehrnachwuchs zu kümmern. Wie auf den Jahreshauptversammlungen in Lostau, Möser, Hohenwarthe und Körbelitz informierte Jeitner die Schermener auch über die geplanten Neuerungen, zu denen eine einheitliche Verwaltungssoftware, neue persönliche Schutzausrüstung für alle aktiven Einsatzkräfte und die Ausbildung im Digitalfunk gehören. Gerade letzteres verursache hohe Kosten für die Gemeinde, die aber wegen der Umstellung des Landkreises auf die neue Technik dazu gezwungen ist, hier mitzuziehen, erklärte Jeitner.
Der Gemeindewehrleiter verwies auch darauf, dass es in vielen Ortsfeuerwehren zu Neuwahlen der Ortswehrleiter komme. Neben der eigenen Wahl, würde auch in Hohenwarthe, Möser, Körbelitz und auf Gemeindeebene neu gewählt.
Offiziell bedankte er sich auch noch einmal bei Familie Brennecke aus Schermen, die eine nicht unerhebliche Geldspende an die Feuerwehr Körbelitz, Möser und Schermen leistete.
Beförderungen und Ehrungen
Befördert wurde:
Name
|
Beförderung zum |
Marian Hohensee | Hauptfeuerwehrmann |
Carsten Friedrichs | Hauptfeuerwehrmann |
Heiko Mynkowiak | Oberlöschmeister |
Kartin Bock | Löschmeisterin |
Doreen Kubitz | 1. Hauptfeuerwehrfrau |
Geehrt wurde:
Name | Ehrung |
Fred Kubitz | für 20 Jahre treue Dienste |
Maik Prellwitz | Anerkennungsurkunde |
Wahl des neuen Ortswehrleiters
Die Vorschlagswahl zum neuen Ortswehrleiter der Ortsfeuerwehr Schermen führte der stellvertretende Gemeindewehrleiter Guido Steffen. Die Amtszeit des bisherigen Ortswehrleiters Klaus Friedrichs war nach sechs Jahren ausgelaufen. Klaus Friedrichs stellte sich im Vorfeld nicht mehr zu Wahl. Dem Aufruf zur Kandidatensuche, der bereits Wochen zuvor öffentlich ausgehangen wurde, folgte nur Heiko Mynkowiak, der seine Wahlunterlagen und die Wahlabsicht bei der Verwaltung einreichte. Weitere Kandidaten fanden sich vor der Wahl nicht. Von den 21 aktiven und wahlberechtigten Mitgliedern der Ortsfeuerwehr Schermen waren 19 Stimmberechtigt. 18 davon waren anwesend. Die Wahl erfolgte geheim und für die Amtsdauer von sechs Jahren. Nach Auszählung der Stimmen konnte Heiko Mynkowiak 16 seiner Kamerad*innen von sich überzeugen, zwei machten ihren Wahlzettel ungültig. Damit wurde Heiko Mynkowiak zum neuen Leiter der Ortsfeuerwehr Schermen gewählt. Nun muss er nur noch durch den Gemeinderat berufen werden.
Diskussion und Aussprache
Bereits im Anschluss der Wahl folgte die Aussprache. Hier zeigte sich deutlich der Wandel in der Wehr. Mynkowiak erklärte, dass sich für das Jahr 2016 bereits ein Großteil der aktiven Einsatzkräfte für Lehrgänge angemeldet hat.
Marko Simon nutzte die Gelegenheit um über die Aussagen des stellvertretenden Gemeindewehrleiters Guido Steffen auf der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Körbelitz, zu sprechen. Dazu verwies er zunächst darauf, dass die Gemeinde die anstehenden Ersatzbeschaffungen von Einsatzfahrzeugen nicht allein bewältigen könne. Hier forderte er eine Übernahme der Kosten durch das Land.
Simon verteidigte sich als Gemeinderatsmitglied indem er erklärte, er habe immer für den Ausbau des Feuerwehrgerätehauses Pietzpuhl plädiert obwohl das dort eingesetzte Geld für die Anschaffung eines Hubretters vorgesehen war. Simon wollte der Angelegenheit etwas Wind aus den Segeln nehmen, nannte die Reaktion Steffens verständlich und ging konform, dass es die Aufgabe der Gemeindewehrleitung ist, Druck aufzubauen. Gleichzeitig verwies Simon aber darauf, dass es auch Gemeinderatsmitglieder gäbe, die selbst in der Feuerwehr aktiv sind. Die, die angesprochen werden sollten, fühlten sich nun auch angesprochen, daher hätten die deutlichen Worte ihren Zweck nicht verfehlt. Guido Steffen nahm dies wohlwollend zur Kenntnis und ergänzte: „Ich wollte erreichen, dass über die Feuerwehr geredet wird. Das habe ich erreicht auch im Hinblick auf bestimmte Themen.
Da kein weiteres Mitglied der Ortsfeuerwehr mehr Diskussionsbedarf hatte, wurde der Tagesordnungspunkt geschlossen und die Jahreshauptversammlung beendet.