Vor 100 Jahren entstand der grüne Ort
05.10.2015
Mit einem Festprogramm begannen die Feierlichkeiten zum Jubiläum 100 Jahre Gartenstadt Möser.
Dazu luden die Ortschaft und der Heimatverein „Gartenstadt Möser“ in das Bürgerzentrum ein.
Dabei wäre das Gründungsjubiläum der Gartenstadt fast an den Bürgerinnen und Bürgern vorbei gegangen.
Es war der Tag der deutschen Einheit, ein historisches und bedeutsames Datum, welches dazu genutzt wurde, um auch den Geburtstag der Gartenstadt Möser zu feiern. Was Anfang des 19. Jahrhunderts als Idee in England entwickelt wurde, begann im Jahr 1915 mit der Gründung einer „Gartenstadt Möser Aktien Gesellschaft“ mitten in Deutschland Wirklichkeit zu werden. Mit dem Erwerb und der Neuparzellierung von Grundstücken begann die Gartenstadt Möser Realität zu werden. Sichtbares Zeichen dafür waren die entstehend Villenbebauung mit Gartengrundstücken von der die Ortschaft auch heute noch charakteristisch profitiert. Möglich machte diese Entwicklung, die Möser 1920 die Eigenständigkeit als Gemeinde sicherte, die Familie Hahlo. Die Berliner Familie war es, die im einstigen Gut Möser das Potential zu einer Gartenstadt sah und alles dafür unternahm die Idee Gartenstadt durch Taten mit Leben zu füllen. Bis zu ihrer Deportation in die Konzentrationslager arbeitete, die jüdische Familie, am Traum der Kombination von Industriesiedlungen mit Gartenstadtcharakter der sich selbst führende Nationalsozialisten wie Reichsarbeitsminister Franz Seldte nicht entzogen. Mit dem Ende des zweiten Weltkrieges und dem damit verbundenen Aufbauwerk in beiden deutschen Staaten ging das Konzept der Gartenstadt Möser verloren. Ihr Wirken für Möser bis zu ihrer Immigration und Deportation jedoch zeigt sich auch heute noch deutlich in der Ortschaft.
Jubiläum fast verpasst
Durch Nationalsozialismus, real existierendem Sozialismus und dem einfinden als geeinigtes Volk war das Wissen um die Gartenstadt nur noch als grober Umriss vorhanden. Genau Zahlen und Fakten jedoch waren unter dem Schutt der Zeit vergraben. Erst Professor Volker machte im letzten Jahr, noch rechtzeitig, auf das Jubiläum aufmerksam und mobilisierte so Kräfte, deren Schaffen nun in aller Öffentlichkeit und in zwei Ausstellungen besichtig werden kann. Eine Arbeitsgruppe aus sechs Möseraner Bürgerinnen und Bürgern suchte unter Leitung von Peter Hammer und unter Anleitung der Historikerin Ulrike Krauße von der Universität Magdeburg zusammen, was es an Dokumenten, zeitgenössischem Bildmaterial und Informationen zur Gartenstadt Möser gab. Hieraus entstand eine Plakatausstellung in 15-teilen und eine Dokumenten und Bilderausstellung in der buchstäblich in der Geschichte geblättert werden kann. Darüber hinaus fertigte die Arbeitsgruppe eine, auf 100 Exemplare limitierte Sonderbroschüre mit den in der Plakatausstellung aufgezeigten Besonderheiten und Informationen zur Gartenstadt- und zur Ortschaft Möser.
Vom Parkplatz zur Namensweihe
Ebenfalls Teil der Aktivitäten des Heimatverein „Gartenstadt Möser“ e.V. und der Arbeitsgruppe „100 Jahre Gartenstadt Möser“ war es die Familie, die die Ortschaft Möser zu ihrem heutigen charakteristischen Bild verholfen hat, auch öffentlich zu ehren. Dazu wurde ein Platz oder eine Straße gesucht und gefunden. Peter Hammer brachte die Idee einer Benennung des Parkplatzes vor dem Bürgerzentrum Möser in den Gemeinderat ein und stieß dort auf einstimmige Zustimmung. So konnte Ortsbürgermeister Michael Bremer am Tag der Jubiläumsveranstaltung „100 Jahre Gartenstadt Möser“ die Gäste auf den heutigen multifunktionalen Platz bitten, der noch vor wenigen Jahren eine Brachfläche war, auf dem die Pendler ihre Fahrzeuge abstellten. Hier enthüllte der Ortsbürgermeister gemeinsam mit dem Landrat Steffen Burchhardt eine neue Tafel auf der der Platz vor dem Bürgerzentrum nun als Hahloplatz ausgewiesen wird.
Festprogramm sorgte für vollen Saal
100 Stühle hatten die Mitglieder des Heimatvereins „Gartenstadt Möser“ e.V. in den großen Saal im Bürgerzentrum Möser aufgestellt. Das Interesse der Bürgerinnen und Bürger war aber so groß, dass dieses Sitzkontingent mit Bierbänken und Tischen erweitert werden musste. So versammelten sich mehr als 130 Bürgerinnen und Bürger am Ende im Saal, um der Festveranstaltung beizuwohnen. Christiane Fuchs, Steffen Burchhardt, Peter Hammer und Ulrike Krauße fassten in Wortbeiträgen die Besonderheiten Mösers und der Entwicklung der Gartenstadt zusammen. Darüber hinaus bot ein musikalisches Rahmenprogramm Abwechslung. Mit der Vorstellung der limitierten Broschüren und der Überreichung einzelner Exemplare an die Vertreter von Landkreis und Gemeinde, sowie an die Mitglieder der Arbeitsgruppe wurde die Festveranstaltung im großen Saal beendet und die Ausstellungen eröffnet. Sogleich strömten die Gäste hinaus, um sich im Flur des Bürgerzentrums und in einem separaten Raum die zusammengetragenen Informationen anzuschauen. Der Heimatverein verkaufte indes die restlichen limitierten Broschüren. Unter einem großen Zelt wurden alle Gäste verköstigt und die Feierlichkeiten klangen gemütlich aus.
Jubiläum wird weiter begangen
Das Jubiläum 100 Jahre Gartenstadt Möser wird in den nächsten zwei Woche mit Vorträgen weiter begangen. So stellen die Arbeitsgruppenmitglieder in Referaten ihre gewonnenen Erkenntnisse dem interessierten Publikum vor.
Folgende Referate können besucht werden
- 06.Oktober 19.00 Uhr,
Die Gartenstadt Möser und die Familie Hahlo
Referent: Wolfgang Gabbert
- 06. Oktober 19.00 Uhr,
Prominente Persönlichkeiten aus und in Möser
Referent: Professor Volker Höllt
- 08.Oktober 19.00 Uhr,
Öffentliche Einrichtungen
Referent: Michael Bremer
- 08.Oktober 19.00 Uhr,
Gemeindestrukturen damals und heute
Referent: Peter Hammer
- 13.Oktober 19.00 Uhr,
Markante Gebäude und Architektur in Möser
Referenten: Bernd Girke und Burghard Klein
- 13. Oktober 19.00 Uhr,
Entwicklung des Gartenbaus
Referent: Herbert Bruchmüller
- 15.Oktober 19.00 Uhr
Entwicklung des kirchlichen Lebens
Referent: Dr. Michael Krause
- 15.Oktober 19.00 Uhr
Gesellschaftliches Leben
Referentin: Christiane Fuchs
Die Ausstellungen können noch bis zum 17.Oktober an jedem Dienstag und Donnerstag in der Zeit von 15.00 Uhr bis 18.30 Uhr, sowie samstags von 13.00 Uhr bis 16.30 Uhr, besichtigt werden.