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Über die Zukunft von Kindern und Jugendlichen gesprochen

23.06.2015

Titelbild zum News-Artikel Über die Zukunft von Kindern und Jugendlichen gesprochen

Die erste Zukunftswerkstatt am gestrigen Abend glich einer Expertenrunde und konnte daher tief greifende Problematiken analysieren und aufarbeiten.

Als sich im Jugendclub Hohenwarthe das Architekturbüro Brinkhoff auf die Zukunftswerkstatt Kinder, Jugend und Sport vorbereitete, stand der Gemeindebürgermeister Bernd Köppen im Foyer des Jugendclubs und betrachtete die Bilder, die nur fünf Tage zuvor die sechsten Klassen der Sekundarschule Möser gezeichnet und gemalt hatten. Hier wurde sichtbar, was sich die Mädchen und Jungen in ihrem Ort in der Zukunft wünschen. Denn genau so lautete die Aufgabenstellung "Was wünsche ich mir in meinem Ort." Hier kristallisierte sich bereits klar heraus, dass zumindest die Altersstufe der zwölf bis 14-jährigen mehr Bewegungsräume fordert. So waren öffentliche Fußballplätze, Schwimmbäder oder Parks die am häufigsten gezeichneten Objekte. Aber auch der Wunsch nach sicheren Verkehrswegen und einer besseren Kommunikation standen auf den "Wunschzetteln" der Schülerinnen und Schüler. Ein Ansatz den die kleine Runde später nutzte, um über Möglichkeiten der Vernetzung von Vereinen, Hort und Ortschaften zu sprechen. Vieles blieb aber auch hier ungesagt, weil jene fehlten um die es ging. Weder Jugendliche noch Eltern oder Sportler fanden den Weg in den Jugendclub. Sie verpassten so die Möglichkeit ihre Ideen und Vorstellungen von einer infrastrukturellen und gesellschaftlichen Entwicklung innerhalb der Gemeinde Möser, bezogen auf Kinder, Jugendliche und Sportler, vorzubringen. Stärken und Probleme blieben weitestgehend im Verborgenen. Auch Bernd Köppen fand das fehlende Interesse der Zielgruppen traurig. Er sagte "Heute haben wir ein hochinteressantes Thema, das alle berühren müsste. Die Infrastruktur muss zu den Kinder- und Jugendlichen passen, daran müssen wir arbeiten."

Die Zukunftsfähigkeit ländlicher Gemeinden ist nur durch bürgerschaftliches Engagement möglich.

Vitalität schaffen und erhalten hieß dann auch der lange besprochene Themenschwerpunkt an diesem Abend. Eine aktive Dorfgemeinschaft besteht aus einem lebendigen Vereinswesen und der Einbeziehung von Kinder und Jugendlichen. Darin waren sich die Anwesenden einig. Hierzu hatten sowohl Antje Burchhardt, Vorstand der Kreiselternvertretung im Landkreis, Karsten Weisheit, Jugendbeauftragter der Gemeinde Möser, René Ostheeren und Mathias Fricke, Leiter des Jugendclubs Hohenwarthe, Anita Lange, Trainerin in einem Verein und Gabriele Hanke von der Verwaltung der Gemeinde Möser etwas beizutragen. Es galt für die Runde in zwanglosen Gesprächen zu klären "Was macht die Jugend in ihrer Freizeit und wie sieht der ideale Freizeittreff aus?" Hier zeigte sich, dass die wahren Experten fehlten. Jene die es betrifft. Dennoch konnte sich ein Kern herauskristallisieren der als Grundlage für weitere Handlungsfelder genutzt werden kann. Unter anderem wurde die Vernetzung der Vereine mit dem Hort der Grundschule diskutiert und das damit verbundene höhere bürgerschaftliche und ehrenamtliche Engagement. Leider musste die Runde aber auch erkennen, dass "Heute keiner mehr etwas für Null macht", wie Karsten Weisheit es ausdrückte. Die Verzahnung von Vereinen, Jugendarbeit und Bürgern jedoch wurde als eines der Kernziele formuliert.

Was wir in die Jugendlichen investieren bekommen wir 100-fach zurück

Die Einbeziehung von Jugendlichen in die ehrenamtliche Arbeit, in die Erhaltung von Freizeitmöglichkeiten und in die Jugendarbeit selbst war da nur die logische Konsequenz für alle. Bewusst war sich die Diskussionsrunde darüber, dass verschiedene Bildungsstufen auch die verfügbaren Zeiten der Jugendlichen beeinflussen. Eine Hürde stellt hierbei immer noch die teils hohe Generationenfremde dar, die nur durch Engagement mit Anerkennung abgebaut werden könne. Wie diese Anerkennung aber aussehen sollte, darüber wurde kein Konsens erzielt. Während die Einen fiskalisch dachten, reichte für die Anderen eine öffentliche Anerkennung aus. Grundlegend  wurden aber keine Forderungen nach großen Investitionen laut. Bemängelt wurde die fehlende Koordinierung von Spendenmöglichkeiten. Momentan, so erklärte es Anita Lange, würden die Vereine und deren Abteilungen selbstständig, ohne Koordinierung und Absprache, an die Firmen in der Gemeinde herantreten und um zusätzliche, finanzielle Unterstützung bitten. Dies hätte zur Folge, dass in einer Woche mitunter mehrere Vereinsvertreter bei der gleichen Firma für unterschiedliche Projekte werben. Hier wünschten sich alle Anwesenden die Installation eines Unternehmerstammtisches, oder zumindest einer Sponsorenliste die von der Verwaltung gepflegt und aktiv gehalten wird. Das Potential gelenkter Spenden sei für alle Vereine am Ende vorteilhafter, weil ehrenamtliches Engagement im ansehenden Generationenwechsel gefördert und gestärkt werden könne. Gerade im Hinblick auf die Jugend sei dies wichtig, wie auch René Ostheeren erkannte. "Bekommen die Jugendlichen durch eine Jugendleiterkarte die Möglichkeit freier zu handeln und Entscheidungen mit zu tragen engagierten sie sich viel stärker in der Gemeinschaft." Dies haben die Gemeinde und der Gemeinderat bereits erkannt und die Schaffung einer Kinder- und Jugendvertretung beschlossen, hier sollen Kinder- und Jugendliche nicht nur ein Sprachrohr erhalten, sondern auch an die verantwortungsvolle Aufgabe der Bürgervertretung herangeführt werden.

Viele haben sich familiär arragiert

Obwohl der Fokus des dreistündigen Gesprächsabends auf den Jugendlichen lag, brachte Antje Burchhardt als Vertreterin der Eltern im Landkreis auch das Thema Öffnungszeiten von Kindertageseinrichtungen in die Diskussion ein. Für sie gäbe es einen dringenden Handlungsbedarf die Öffnungszeiten der Kindertagesstätten anzupassen. Schon jetzt hätten sich viele Eltern mit den vorhandenen Umständen arrangiert, würden Dienstzeiten verschieben oder den familiären Background nutzen. Doch für den Zuzug neuer, junger Familien sei dies keinesfalls eine Lösung. Hier müssten fertige Modelle vorliegen, die die Entscheidung junger Familien für einen Zuzug in die Gemeinde positiv beeinflusse. So plädierte Burchhardt für Öffnungszeiten vor sechs Uhr früh und nach 19 Uhr am Abend. Die Sinnhaftigkeit verstanden alle Anwesenden. Die Umsetzung sei aber mit den Trägern, der Gemeinde und der Elternschaft zu klären. Am Ende des Abends war die kleine Runde positiv von den erarbeiteten Ergebnissen in der ersten Zukunftswerkstatt überrascht. Der Gemeindebürgermeister seinerseits nahm Ideen und Anregungen mit in die Verwaltung.

Was wünschen sich Kinder und Jugendliche in ihrer Gemeinde           Ein Vortrag läutete den Gesprächsabend ein           Marlies Brinkhoff fasst die Ergebnisse des Abends zusammen     

 

Die nächste Zukunftswerkstatt zum Thema "Wirtschaft, Gebäudeleerstand und Demographie" findet am 14.07.2015 um 19 Uhr im Gemeindehaus Lostau statt.