Seniorenbeirat tagte
08.10.2015
Eine Analyse zur Schaffung neuer Wohnmöglichkeiten im Alter besprach der Seniorenbeirat auf seiner letzten Sitzung. Dabei ließen sich die Seniorenvertreterinnen und Vertreter von Dr. Ing. Udo Scharfenort über die verschiedenen Möglichkeiten der Realisierung von Sozialimmobilien unterrichten.
Fünf Prozent der über 65-Jährigen haben einen Bedarf an Pflegeplätzen schätzt Dr. Ing. Udo Scharfenort. Demnach benötigen 95 Prozent eine andere Form des Wohnens im Alter. Ein Grund also das barrierefreie, oder altersgerechte Wohnen auch für die Gemeinde Möser an verschiedenen Standorten, präventiv, zu überlegen.
Verschiedene Wohnformen vorgestellt
Dr. Ingo. Udo Scharfenort hatte, um die verschiedenen Möglichkeiten des Wohnens im Alter zu verdeutlichen eine kurze Präsentation mitgebracht, in der er Objekte vorstellte, die seine Firma bereits realisiert hat. Dabei zeigte sich deutlich, dass auch die Mitglieder des Seniorenbeirates den Pflegeheimen der IV Generation positiv gegenüber standen. Diese Pflegeheime verfügen über Gruppenwohnungen in denen sich bis zu zwölf Personen in einen gemeinsamen Wohn- und Essbereich teilen. Eine Permanentkraft ist zudem für die Pflege und die Zubereitung von Mahlzeiten zuständig. Schnell kristallisierte sich aber heraus, dass sich viele ältere Bürgerinnen und Bürger die vorher in großen Häusern mit Garten wohnten, die Interaktion mit der Natur weiterhin wünschen. Dafür so Scharfenort gäbe es Wohnformen die dies ermöglichten. Beispielsweise durch Blumenbeete, die an den Wohnbereichen anschließen oder durch den Bau von kleineren Wohnungen im Bungalowstil.
Die Frage nach der richtigen Größe
Doch alle Überlegungen nützen nichts, solange der Bedarf in der Gemeinde nicht Analysiert sei. Dazu zählte Dr. Scharfenort auch die Überlegungen nach den optimalen Wohnungsgrößen. Was ist die angemessene Größe? Diese Frage stellen sich nicht nur Investoren und Erbauer, sondern oftmals auch die möglichen, späteren Bewohnerinnen und Bewohner. Hier müssen der Wunsch nach einem Zusammenleben mit dem Partner und der mögliche Verbleib eines Partnerteils nach dem Ableben des Anderen Berücksichtigung finden. Dr. Scharfenort konnte hierzu keine konkreten, allgemeingültigen Erfahrungswerte benennen. Während an einer Stelle kleinere Wohnungen bevorzug werden, wollen die älteren Menschen an einer andere größere. Den idealen Wohnraumbedarf im Alter schätze Dr. Scharfenort auf 50 Quadratmeter bis hin zu 70 Quadratmeter und zwei Zimmer.
Investoren suchen Rendite
Viele Investoren und Betreiber von Sozialimmobilien setzen aber mittlerweile auf einen neuen Trend. Die Integration von sozialen Dienstleistungszentren in die eigenen Immobilien. Ambulant betreutes Wohnen mit einer Präsenskraft, Sozialstationen und kleinere Küchen und Lokale teilen sich demnach nicht nur die Sozialimmobilien sondern schaffen einen nahegelegenen Mikrokosmos für die älteren Bewohnerinnen und Bewohner. Den eines sollte nicht vergessen werden, so Dr. Scharfenort: Investoren wollen Rendite und die lasse sich nun einmal nur über die Miete generieren. Gerade, weil es für private Bauherren keine Fördermittel mehr für den Bau von Sozialeinrichtungen gäbe. Darüber hinaus machten Gesetze und Verordnungen, wie die Energiesparverordnung (ENEV), die Null-Energie-Häuser, verschiedene Brandschutzvorschriften, das Landesbaugesetz §34 und andere gesetzliche Anforderungen, das Bauen immer Kostenintensiver, so das Investoren hohe Mieten kalkulieren müssten, die am Ende von wenigen Bezahlbar sind. Das schrecke ab und hemme damit den Bau wichtiger Wohninfrastruktur für das Wohnen im Alter. Einzig die sozialen Träger hätten hier über Fördermittel noch die Möglichkeit den Eigenanteil zu minimieren und dementsprechend anders zu kalkulieren. Dr. Scharfenort nannte hierfür ein Beispiel - Das Landesbaugesetz legt die Größe des Wohnumfeldes fest. Bei einer 50 Quadratmeter Wohnfläche im Neubau müssten 150 Quadratmeter Grundstücksfläche erworben werden, um den Landesbaugesetz gerecht zu werden. So ergibt sich, dass die gesetzlichen Anforderungen gemeinsam mit den Kosten des Grundstückserwerbes und die reinen Baukosten das Gesamtinvestitionsvolumen ausmachen. 1200 Euro pro Quadratmeter müssten heute Kalkuliert werden. Bei einer 50 Quadratmeter. Dies ergebe Mietpreise von rund 8,50 Euro pro Quadratmeter bei ebenerdiger, oder altengerechter Bauweise.
Markt für die Stationäre Pflege gesättigt
Was den Seniorenvertreterinnen und Vertretern wichtig war, war eine Analyse des Bedarfes von verschiedenen Wohnformen im Alter. Dr. Scharfenort sah konkret für die Pflege den Bedarf in der Gemeinde Möser als gedeckt an. Das altengerechte, oder auch barrierefreie Wohnen hingegen hielt er für einen sehr agilen Markt, der seine Potentiale auch in der Gemeinde Möser fände. Hier zu müssten aber vor allem die älteren Bürgerinnen und Bürger angesprochen werden und jene, die in den nächsten Jahren in das entsprechende Alter kommen. „Für wen ist das altengerechte, oder barrierefreie Wohnen in den nächsten Jahren interessant.“ das müsse ermittelt werden, so Brunnhilde Krause, die darauf hinwies, dass dem Seniorenbeirat bereits eine Altersstruktur der Bewohnerinnen und Bewohner in der Gemeinde Möser vorliege.
Realisierung meist nur über private Initiativen möglich
Durch die restriktive Politik der Banken, die mit Mitausfallwagnissen, einer Eigenrendite und Bewirtschaftungskosten rechnen und dadurch Eigenanteile von bis zu 50 Prozent des Gesamtinvestitionsvolumens verlangen, bleibe einer zukunfts- und präventiv denkenden Gemeinde nichts anders übrig als private Initiativen zu fördern, konstatierte Dr. Scharfenort. Daraufhin diskutierte der Gemeindeseniorenbeirat verschiedene Modelle. Darunter die Investorengemeinschaft über eine GbR, wonach private Hausbesitzer eigene altersgerechte, barrierefreie und ebenerdige Objekte für eine spätere Eigennutzung bauen lassen. Auch ein Genossenschaftsmodell wurde in Erwägung gezogen, aber auch gleichzeitig die hohen Hürden einer Genossenschaftsgründung in den Raum gestellt. Dass die Privatinitiative der wichtigste Motor für die Schaffung von Sozialimmobilien ist bestätigte auch Dr. Scharfenort, der aber gleichsam zu bedenken gab, dass diese Form nur der gehobenen Mittelschicht zugänglich sei.
Prüfungen sollen folgen
Nachdem die wichtigsten Erkenntnisse zusammengetragen und diskutiert wurden, beschloss der Seniorenbeirat direkt an die Gemeinde heranzutreten, um eine Auflistung aller geeigneten gemeindeeigenen Grundstücke zu erhalten, auf denen der Bau von Sozialimmobilien möglich ist.
Seniorenbeirat gibt Sprechstunden bekannt
Bürgerinnen und Bürger die ein Anliegen durch den Seniorenbeirat geklärt wissen möchten, haben nun die Möglichkeit ihr Anliegen an Vertreterinnen und Vertreter des Beirates, in den Sprechstunden, vorzubringen.
Die Vertreterinnen und Vertreter des Seniorenbeirates sind ab November an folgenden Tagen, zu folgenden Zeiten zu sprechen:
- Schermen: Jeden Zweiten Dienstag im Monat, in der Zeit von 16.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Ortsgemeinschaftshaus Schulstraße
- Möser : Jeden ersten Dienstag im Monat, in der Zeit von 15.00 Uhr – 16.00 Uhr
Bürgerzentrum Möser Rudolf-Breitscheid-Weg.
- Pietzpuhl: auch für Pietzpuhl ist eine Sprechstunde angedacht, diese soll nach dem Willen des Seniorenbeirates im Trauzimmer stattfinden. Ein genauer Termin steht noch nicht fest.