Freiwillige Feuerwehr Hohenwarthe: Warum Lutz (Hanke) ab sofort Tag und Nacht einsatzbereit ist
11.03.2012
Die Katze lebt, der Schwan war leider schon tot
Schon wenige Minuten vor 19:00 herrschte dichtes Gedränge im Bürgerhaus: Kameradschaftsabend der Freiwilligen Feuerwehr Hohenwarthe mit ihren Angehörigen. Unter den Gästen waren auch Bürgermeister Bernd Köppen mit Ehefrau Carola; Peter Bergmann, Ortsbürgermeister von Hohenwarthe; der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Lothar Lindecke; Gemeindewehrleiter Dirk Jeitner sowie Hartmut Dehne, Leiter Fachbereich I (Bau, Ordnung) in der Verwaltung. Während die Kellnerinnen Bestellungen entgegennahmen, das musikalische Duo letzte Vorbereitungen traf, plauderte Wehrleiter Lutz Hanke mit den Gästen und ging im Kopf noch einmal seinen Rechenschaftsbericht durch. Dann endlich war es soweit: Um 19:13 Uhr erhob sich der Hohenwarther Wehrleiter, begrüßte alle Gäste und erinnerte Zuspätgekommene, mit freundlichen Worten, dass, wenn um 19:00 Uhr Beginn ist, es dann auch wirklich losgeht: „Wir können ja auch nicht zu einem Feuer verspätet ausrücken. Dann wäre das Haus nämlich abgebrannt…“ Über fünf Einsätze berichtete Lutz Hanke, darunter eine Katze, die von einem Baum geholt werden musste sowie am 1. Januar, als es galt einen Schwan zu retten („leider war er bereits tot…“). Außerdem wurde die Freiwillige Feuerwehr Hohenwarthe zu einem brennenden Lkw auf der A2 gerufen: „Es wäre unser erster Einsatz auf der Autobahn gewesen, aber er wurde abgebrochen.“ Zur Leistungsbilanz zählten dann noch ein umgefallener Baum, der ein Haus bedrohte sowie eine Verpuffung in der „Waldschänke“.
Wir brauchen wieder einen Ausbilder
Lutz Hanke ging dann auf die zahlreichen Einsätze und Mitwirkungen der FFW-Hohenwarthe bei den zahlreichen Ortsveranstaltungen ein: „Osterfeuer, Fackelumzug am Martinstag, Elbebadetag, Unterstützung beim Marathon, der Fackelzug zum Tag der Deutschen Einheit, der Aufbau der Weihnachtskrippe oder das Aufstellen von Weihnachtsbäumen – wir sind immer dabei, wenn es um gesellschaftliche Ereignisse im Dorf geht.“ Weniger erfreulich fiel Lutz Hankes Bilanz bei der Aus- und Weiterbildung im abgelaufenen Jahr aus: „Leider hat niemand von uns eine Aus- oder Weiterbildung in Anspruch genommen“, sagt er, „aber wir geloben Besserung.“ Tatsächlich: Derzeit absolvieren vier Kameraden eine Ausbildung für den aktiven Feuerwehrdienst. „Und wir hoffen, dass sie danach lange bei uns in der Feuerwehr bleiben, wir haben auch schon anderes erlebt.“ Dass die Freiwillige Feuerwehr Hohenwarthe die gleichen Sorgen und Probleme hat, wie viele andere in Deutschland auch, wurde deutlich bei den geringen Zahlen für die Jugendfeuerwehr („lange Zeit gab es nur noch ein Mädchen, jetzt möchten zwei Jungen mitmachen“) und der Ausbildung junger Kameradinnen und Kameraden: „Leider gibt es in unseren Reihen keinen Ausbilder mehr. Es wäre schön, wenn wir eines Tages wieder einen hätten…“
Das Rettungsboot sollte nach Hohenwarthe
Gerne hätte die Hohenwarther Feuerwehr auch das Rettungsboot der Gemeinde: „Das Boot der Wasserwehr steht derzeit mehr herum als dass es bewegt wird“, sagt Lutz Hanke, „wir wären doch mit der Nähe zur Elbe und zum Kanal die Feuerwehr, die das Boot am besten nützen könnte.“ Der Wehrleiter hatte auch zwei Beispiele parat: „ Bei einer Wasserleiche und bei einem Ölteppich auf dem Wasser mussten andere Wehren angefordert werden. Wäre das Boot bei uns gewesen, hätten wir die Einsätze durchführen können.“ Hanke appellierte deshalb an die Gemeinde, den Boots-Standort noch einmal zu überdenken. Zum Abschluss seines Rechenschaftsberichtes bedankte sich Lutz Hanke bei zwei Sponsoren für ein neues Fernsehgerät („zum Sehen der Schulungsfilme“), wies auf dringend notwendige Veränderungen beim Feuerwehrgerätehaus hin („als es gebaut wurde, hatten wir nur ein Fahrzeug. Jetzt drei – da knirscht es an allen Ecken und Enden“) und erinnerte noch einmal an das „tragische Ende“ der Tragkraftspritze (TS), die der Feuerwehr so viele Jahre lang treue Dienste geleistet hatte: „Heiligabend haben wir unsere mehrfach reparierte TS ausprobiert. Alles lief glatt. Bis zum letzten Check“, erinnert sich der Wehrleiter, „da kam das Gerät nicht mehr auf die Leistung, die zum löschen gebraucht wird. Das war das Ende. Jetzt hoffe ich, dass die Gemeinde die Notwendigkeit einer TS einsieht und uns hilft, schnell ein neues Gerät zu bekommen.“
Zwei Bürgermeister - ein Gedanke
Ortsbürgermeister Peter Bergmann und Bürgermeister Bernd Köppen dankten mit kurzen Reden dem Wehrleiter für seine Ausführungen. Bei ihren Reden ließen es sich beide Politiker nicht nehmen zu betonen, dass die Feuerwehr Hohenwarthe aber unverzichtbar in das Schutzkonzept der Einheitsgemeinde gehört, wie „die anderen Wehren auch. Die Zahl der Einsätze spielt dabei keine Rolle.“
Die Bürgermeister warnten davor, freiwillige Feuerwehren nur als Feierwehren zu sehen: „Dieser Eindruck ist falsch und entspricht keinesfalls dem Einsatzwillen und dem Engagement unsere Feuerwehrkameraden.“ Und Bernd Köppen betonte, dass „ein gesellschaftliches Engagement der Wehren bei Gemeinde-Ereignissen prägend und fördernd für das Dorfleben sind. Auch für diese Unterstützung danken wir Ihnen allen aus ganzem Herzen.“ Bevor es dann zu den Ehrungen kam, übergab Bernd Köppen 400 Euro als Geschenk für die Hohenwarther-Feuerwehrkasse, was mit begeisterndem Applaus gedankt wurde.
Ehrungen und Vermutungen
Nachdem drei Kameraden für langjährige Tätigkeiten in der Feuerwehr Hohenwarthe geehrt worden waren (siehe unten) übernahm der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbandes Lothar Lindecke das Wort. Er war als Vertretung von Innenminister Holger Stahlknecht, der kurzfristig abgesagt hatte, gekommen. Unter den anwesenden Feuerwehrmännern machte sich schnell die Vermutung breit, dass der Innenminister möglicherweise wegen seiner umstrittenen 400-Millionen-Euro-Äußerung im Zusammenhang mit freiwilligen Feuerwehren von einem Besuch in Hohenwarthe abgesehen hatte. Doch genaueres wusste niemand.
So oblag es Lothar Lindecke, den beliebten Ortswehrleiter Lutz Hanke mit der silbernen Ehrenspange für sein langjähriges und erfolgreiches Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr Hohenwarthe auszuzeichnen und ihm die Ehrenurkunde (unterzeichnet vom Innenminister) zu überreichen.
Begleitet von lautem Applaus heftete Gemeindewehrleiter Dirk Jeitner einem glücklich lachenden Lutz Hanke die Ehrenspange ans Revers.
Wer nun allerdings dachte, der offizielle Teil sei mit dieser Auszeichnung beendet und das leckere Büffet könne endlich eröffnet werden, wurde (noch) enttäuscht:
Feuerrot und vor Kraft strotzend
„Bevor wir zum gemütlichen Teil übergehen und den Abend genießen, bitte ich alle Anwesenden mit mir nach draußen zu kommen. Wir haben eine Überraschung für Sie“, rief Bernd Köppen mit kräftiger Stimme in die murmelnde Runde. Und dort wurde sie im Fackelschein enthüllt: Die neue auf Hochglanz polierte, strahlend rote Tragkraftspritze „Rosenbauer Fox III“ ausgestattet mit einem 68 PS-BMW-Boxermotor und der entsprechenden Pumpendruckregelung mit Überhitzungsschutz. Für die Gemeinde eine teure Investition: Fast 14.000 Euro kostete das Gerät. "Aber", wie Bernd Köppen im Gespräch mit www.gemeinde- moeser.de betonte, "wenn damit nur ein Menschenleben gerettet oder ein Brand schneller gelöscht werden kann, hat sich jeder Cent gelohnt!"
Tiefe Rührung und Fassungslosigkeit
Inge, Ehefrau des Feuerwehrmanns Udo Fabian, hatte die Ehre, die neue TS allen Anwesenden in einer kurzen Rede vorzustellen. Dann der Höhepunkt: „Ich taufe Dich auf den Namen……L U T Z“ rief sie mit lauter Stimme und goss schäumenden Rotkäppchen-Sekt über den „Täufling“. Fassungslos und tief gerührt schaute Lutz Hanke immer wieder auf die TS, auf seine Kameraden, die Fackelträger und die Bürgermeister Bergmann und Köppen:„Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich kann es nicht fassen“, sagte er immer wieder. Und so mancher Kamerad schwor später Stein und Bein, dass er Tränen in den Augen des Gemeindewehrleiters gesehen habe:
„Mensch Lutz, da bist Du ja jetzt Tag und Nacht Einsatzbereit“, rief ein Kamerad in die Runde und machte damit einer fröhlichen und ausgelassenen Stimmung Platz.
Ein Buffet zum Träumen und Schlemmen
Und dann war es endlich soweit - das Büffet wurde eröffnet. Jacqueline Roefe und ihr Team vom Bürgerhaus Hohenwarthe hatten aufgefahren, was das Herz begehrt. Für die hungrigen Feuerwehrmäuler, ihre Angehörigen und alle Gäste sollte es nur das Beste vom Besten geben: Spanferkelrückenbraten, Gyros auf Metaxa-Sauce, gefüllte Cannelloni, Fischfilet auf mediterranen Gemüsen, Butterrosenkohl, Champignons, Kroketten, Schwenkkartoffeln, herzhafte kalte Platten mit gefüllten Eiern, Mett, Käse und Wurst. Nicht zu vergessen die verführerischen Obstplatten und Nachspeisen – von Quarkbällchen bis zu Träumen aus Creme und Sahne! Bis morgens um zwei feierten die Kameraden mit ihren Gästen. Sie „plünderten“ das leckere Büffet („es blieb nur wenig übrig“, freute sich Jacqueline Roefe), tanzten zur Musik von Ramona und Olaf, plauderten mit Freunden und Bekannten oder genossen einfach nur diesen wunderbar entspannten „Feuerwehrabend“ ohne Einsatz-Stress oder Dienstbereitschaft. Unser Tipp: Wenn Sie auch einmal so ein leckeres Buffet genießen möchten, werden Sie oder Ihre Kinder doch einfach Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr Hohenwarthe oder einer anderen Gemeindewehr…