Dirk Jeitner: Aufgabe macht mir sehr viel Spaß
20.01.2016
Im April 2016 ist die erste Amtsperiode für den, 2010 gewählten, Gemeindewehrleiter Dirk Jeitner beendet. Dann gilt es für die Mitglieder der sechs Ortsfeuerwehren in unserer Gemeinde einen neuen Gemeindewehrleiter zu wählen oder den alten durch eine Wiederwahl in seiner Arbeit zu bestätigen.
Wir haben dem amtieren Gemeindewehrleiter in einem Interview einige Fragen gestellt, um einmal zurück, aber auch nach vorn schauen zu können.
Redaktion:
Herr Jeitner, seit sechs Jahren sind Sie nun Gemeindewehrleiter. Mit welchen Zielen und Versprechen sind sie damals zur Wahl angetreten?
Dirk Jeitner:
Als großes Ziel stand für mich an erster Stelle die Erarbeitung einer Aufwandsentschädigungssatzung für die sechs Ortsfeuerwehren, die mit Gründung der Einheitsgemeinde nun als Gemeindefeuerwehr fungierten. Dieses Ziel wurde im Jahr 2011 auch Eins zu Eins umgesetzt.
Auch für die Zahlung einer Sonderprämie für Atmenschutzgeräteträger von 50€ im Jahr, wenn diese ihre jährliche Prüfung in der Atemschutzübungsanlage erfolgreich abschließen, habe ich mich in der Gemeinde erfolgreich eingesetzt und es wurde realisiert. Wichtig war mir zudem, dass die kleineren Ortsfeuerwehren als solche bestehen bleiben und weiterhin ihre Einsätze mit eigener Technik fahren können. Seit dem die einzelnen Ortsfeuerwehren eine eigene Spezialisierung erfahren haben, ist auch diese Zielsetzung erreicht. Heute bauen wir Feuerwehrgerätehäuser aus und um.
Als vorletzter, für mich wichtiger Punkt, stand die Schaffung einer zentralen Kleiderkammer. Hier brauchte es eine längere Anlaufzeit. Seit 2013 aber, ist auch die zentrale Kleiderkammer Bestandteil der Gemeindefeuerwehr geworden.
Zu guter Letzt war da noch die Überwindung althergebrachter Ressentiments unter den Ortsfeuerwehren und die Kameradschaft in der Gemeindefeuerwehr mit ihren sechs Ortsfeuerwehren zu verbessern. Dafür habe ich den Kennenlerntag eingeführt, der heute noch jährlich als Kameradschaftstag begangen wird und auch bestehen bleiben soll. Daran halte ich fest. Spätestens seit dem Hochwasser 2013, so kann ich sagen, ist die Gemeindefeuerwehr eine eingeschworene Gemeinschaft. Die Tage am Deich haben Feuerwehrfreundschaften entstehen lassen und die Gemeindefeuerwehr auch zu einer Gemeinschaft werden lassen.
Redaktion:
In der Zeit als Gemeindewehrleiter, was waren die größten Herausforderungen für Sie?
Dirk Jeitner:
Ganz klar die Erarbeitung eines Konzeptes zur Spezialisierung der einzelnen Ortsfeuerwehren und die anschließende Umsetzung bis in den heutigen Tag hinein.
Aber auch das Hochwasser 2013 mit persönlichen Einsatzzeiten von 48 Stunden am Stück und die stetige Bereitschaft als Ansprechpartner für unzählige Feuerwehrfrauen und -männer, sowie freiwillige Helfer*innen zähle ich dazu.
Redaktion:
Da wir von Einsätzen sprechen! Wie ist die Gemeindefeuerwehr momentan aufgestellt? Macht sich der demografische Wandel bemerkbar?
Dirk Jeitner:
Die Gemeindefeuerwehr Möser ist mit 173 aktiven Einsatzkräften, darunter zwölf Frauen, sowie einer 64 Mitglieder starken Gemeindejugendfeuerwehr, sehr gut aufgestellt. Ein Mitgliedermangel stellt momentan kein Problem dar. In den letzten beiden Jahren haben wir sehr viele neue Kameradinnen und Kameraden, die zuvor keine Jugendfeuerwehrausbildung genossen haben, aufnehmen können. Ihre Grundausbildungen haben sie zeitnah abgeschlossen, sodass sie in den einzelnen Ortsfeuerwehren bereits als aktive Einsatzkräfte zur Verfügung stehen und sich darüber hinaus weiter qualifizieren konnten. Die Ortsfeuerwehren in Lostau, Schermen und Möser haben hierdurch viele wichtige Einsatzkräfte gewonnen.
Mitgliedermangel ist also kein Problem. Viel mehr machen mir die zu kleinen Gerätehäuser und Umkleidekabinen Sorgen.
Redaktion:
Seit zwei Jahren haben Sie einen Stellvertreter an Ihrer Seite. Guido Steffen! Wie ergänzt er Ihre Tätigkeit?
Dirk Jeitner:
Guido und ich, wir ergänzen uns sehr gut. Die Aufgabenverteilung ist klar geregelt. Guido Steffen ist hierbei für die Finanzen und die Beschaffung zuständig. Er macht manches Unmögliche möglich und hilft damit nicht nur mir, sondern der gesamten Gemeindefeuerwehr.
Redaktion:
Gemeindewehrleiter klingt nach einem Nebenberuf! Wie zeitintensiv ist die Berufung tatsächlich?
Dirk Jeitner:
Gemeindewehrleiter zu sein heißt, einen zweiten Beruf auszuüben. Die Zeitintensität ist mitunter enorm. Meine Tätigkeit im öffentlichen Dienst gibt mir den notwendigen Freiraum, der für die 100 Prozentige Erfüllung dieser Aufgabe erforderlich ist. Auch mein Stellvertreter hat einen sehr guten Arbeitergeber, der sich für das Feuerwehrwesen einsetzt und hier vieles möglich macht. Ein Gemeindewehrleiter muss viele Termine bei Behörden, Ämtern und anderen Organisationen tagsüber wahrnehmen. Als Gemeindewehrleiter bemühe ich mich unter anderem um Fördermittel, wenn es um die Belange der Feuerwehren in der Gemeinde geht. Das geht nur in der bisherigen Konstellation, oder in einer hauptamtlichen Tätigkeit. Irgendwann wird es unabdingbar sein, dass die Gemeinde die Stelle eines hauptamtlichen Gemeindewehrleiters schafft. Das ist langfristig unabwendbar, damit die vielfältigen Anforderungen auch effektiv erfüllt werden können.
Redaktion:
Das klingt nach viel Stress. Wollen Sie sich dennoch noch einmal zur Wahl stellen?
Dirk Jeitner:
Auf jeden Fall werde ich mich noch einmal zur Wahl stellen. In den letzten Jahren gab es eine sehr gute Zusammenarbeit mit den einzelnen Ortsfeuerwehren. Der Nebenberuf des Gemeindewehrleiters macht mir zudem sehr viel Spaß. Dafür bin ich bereit, auch einen Teil meiner Freizeit zu opfern, so wie es meine Kameradinnen und Kameraden in den Ortsfeuerwehren bei ihrer Ausübung als Feuerwehrfrauen- und Männer auch tun.
Redaktion:
Haben Sie für sich bereits neue Ziele formuliert, oder reicht es Ihnen, die noch offenen abzuarbeiten?
Dirk Jeitner:
Es gibt noch offene Ziele, die ich unbedingt umgesetzt sehen will. Da wären das Fahrzeug- und das Löschwasserkonzept für die Gemeinde Möser. Dahingehend ist mein Interesse sehr groß, die Realisierung so fortzuführen, wie wir als Gemeindewehrleitung es uns vorgenommen haben und beide erfolgreich zu beenden.
Als neue Ziele habe ich die Einführung des Digitalfunks für alle Ortsfeuerwehren, inklusive der notwendigen Geräte, als standard Kommunikationsmittel, die Einführung einer einheitlichen Verwaltungssoftware für die Feuerwehren und die einheitliche Ausstattung aller aktiven Einsatzkräfte mit einer modernen, persönlichen Schutzausrüstung definiert.
Ganz oben auf meiner Prioritätenliste steht aber der weitere Ausbau der Feuerwehrgerätehäuser. Hier haben wir im letzten Jahr mit dem Ausbau des Feuerwehrgerätehauses in Pietzpuhl den ersten Schritt auf dem Weg hin zu einer modernen und leistungsstarken Gemeindefeuerwehr getan und werden diesen Weg mit dem Ausbau des Feuerwehrgerätehauses Körbelitz und Hohenwarthe sukzessiv weiter gehen. Natürlich werde ich für Körbelitz und Hohenwarthe, wie für Pietzpuhl, wieder um mögliche Fördermittel kämpfen, damit die Kameradinnen und Kameraden sich nicht mehr bei einem Alarm in der Fahrzeughalle umziehen müssen.
Redaktion:
Wie sehen Sie die finanziellen Probleme der Gemeinde in Bezug auf die Feuerwehren in den Ortschaften?
Dirk Jeitner:
Die defizitäreren Haushalte der Gemeinde, sollten Sie so weiter bestehen bleiben, stellen die Gemeindefeuerwehr in den nächsten Jahren vor sehr große Probleme. Die Löschgruppenfahrzeuge sind mittlerweile in einem Alter, in dem eine Ersatzbeschaffung besser gestern, als morgen geschehen sollte. Diese Ersatzbeschaffungen sind bereits im Fahrzeugkonzept enthalten, müssen aber auch in den nächsten Jahren unbedingt umgesetzt werden.
Wir haben das Problem, dass die Verlastung von Einsatztechnik auf den Fahrzeugen ausgereizt ist. Schon jetzt fahren alle Ortsfeuerwehren mit Anhängern zu den Einsatzstellen, um die notwendigen Einsatzmittel mitführen zu können. Bindemittel, Pumpen und Rettungsplattformen, aber auch Aggregate und anderes wird hier, sprichwörtlich, im Schlepptau mitgeführt.
Redaktion:
Ist die Gründung von Fördervereinen für die Ortsfeuerwehren eine sinnvolle Sache, um die finanziellen Lücken zu füllen?
Dirk Jeitner:
Fördervereine halte ich für eine sehr sinnvolle Sache. Leider haben noch nicht alle Ortsfeuerwehren einen starken Verein, der sich um Unternehmens- und Mitgliederspenden bemüht, um so der eigenen Ortsfeuerwehr finanziell bei der Beschaffung von Einsatzmitteln helfen zu können. Als vorzeigbaren Erfolg für eine gute Vereinsarbeit, sowie Zusammenarbeit zwischen Ortsfeuerwehr und Förderverein ist Lostau zu nennen. Hier hat der Förderverein für die Ortsfeuerwehr im letzten Jahr einen Leichtmetallanhänger erworben, der nun im Einsatzdienst steht.
Redaktion:
Vielen Dank für das Gespräch. Möchten Sie an die Feuerwehrmitglieder, sowie Bürgerinnen und Bürger abschließend noch einige Worte richten?
Dirk Jeitner:
Ich würde mir wünschen, dass noch mehr Einwohner*innen sich für das Feuerwehrwesen interessieren und auch einer Mitarbeit in der Feuerwehr oder einem Förderverein positiv gegenüber stehen. Gerade im Bereich der Jugendfeuerwehren wäre das toll, da der Nachwuchs wichtig ist, um die vielfältigen Aufgaben, die an die Feuerwehr von morgen gestellt werden, auch erfüllen zu können.
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